Sonntag, 18. Juli 2010

Kuriose Forschung:
Brain to MIDI

Wer noch nicht genug hat von reac-table, dexter jazzmutant und lemur sollte sich mal mit diesem Thema vertraut machen. Vor nicht allzu langer Zeit bin ich über einen Eintrag in einem Fachlexikon gestoßen, den ich mit euch als Inspirationsquelle teilen möchte und der mich doch sehr zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken gebracht hat. Bevor ich dazu Stellung nehme und um eure Meinungen bitte, hier betreffende Stelle:

Brain to MIDI 

Die Steuerung elektronischer Musikinstrumente durch Alphawellen des menschlichen Gehirns (Hirnaktionsströme, die mit dem EEG aufgezeichnet werden können) und der Herzfrequenz (Herzaktionsströme, die mit dem EKG aufgezeichnet werden) wird bereits seit den sechziger Jahren versucht. Derzeit sind ernsthafte Bestrebungen im Gange, die durch Digitalisierung derartiger Körperfrequenzen erhaltenen MIDI-Informationen zur Steuerung von Tonerzeugern zu benutzen, was unter dem Begriff B.t.M. zusammengefasst wird. Die bewußte individuelle Beeinflussung besagter Körperfrequenzen bereitet hierbei jedoch noch Probleme.

aus: Lexikon Tontechnik, © 1995 Wolfgang Schiffner, Bärenreiter Verlag, 2. Auflage 2003, S. 12, ISBN 3-7618-1228-0

Es würde mich interessieren, inwiefern daran heute noch im deutsprachigem Raum geforscht wird, ob technische Entwicklungen in diese Richtung praktikabel sind und welche Nieschenprodukte dadurch entstehen könnten. Wäre es damit nicht zum Beispiel möglich auch körperlich gehandicapten Menschen das Klavierspielen beizubringen?

Dass Gehirnströme einfacher Gedanken wie links / rechts oder schwarz / weiß bereits zuverlässig interpretiert werden können, bestätigen aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet ja bereits. So ist es zum Beispiel möglich - mit etwas technischem Aufwand - durch Gedankenströme Mauszeiger von Computern zu steuern. Sicherlich auf einer eingeschränkten Ebene, aber durchaus praktikabel.

Als Mitarbeiter am Staatlichen Institut für Musikforschung Berlin, bin ich jedoch eher am musikalischen Nutzen dieser Technik interessiert. Über Schnittstellen und Protokolle wie OSC (Open Sound Control) und Softwarelösungen wie PureData oder Max/MSP könnte man aus den EEG-Strömen modifizierbare Control Voltages (CVs) oder MIDI-Signale generieren.

Damit wäre es zum Beispiel möglich, die Modulationstiefe eines LFO (Low Frequency Oscillator) durch Gedankenströme zu steuern, was ebenfalls eine binäre Situation darstellt.

Hauptproblem bleibt: woher bekommt man ein EEG?

Falls jemand eins im Keller hat, soll er mir Bescheid sagen.
Ansonsten bin ich für alle kreativen Ideen offen.
Kann man sich ein EEG zum Beispiel selber bauen? So mit Elektroden, die die Gehirnströme per USB an den Rechner schicken? Müsste doch machbar sein, oder? Für euch bestimmt.

Ein amerikanischer, etwas skurril anmutender Zeitgenosse hat das ganze mal mit einem Kinderspielzeug umgesetzt. Ich denke, dieses Video verdeutlicht sehr gut, worüber ich eben geschrieben habe und warum es sicherlich noch eine Weile dauern wird, bis man mit dieser Methode wirklich brauchbare Ergebnisse erzielt.

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